Corona fordert sportliche Opfer: Viele große Regatten werden gerade abgesagt. Bei anderen vollzieht der Segelsport eine Wende zurück zu den Ursprüngen: Um Menschenansammlungen zu vermeiden, verzichten die Organisatoren auf die damit verbundenen Volksfeste. So werden die Segler-Events wieder zu reinen Segelsport-Veranstaltungen.
Zum Beispiel die Nordseewoche: Zumindest die wichtigsten Wettfahrten – mit Preisen der beiden Hauptsponsoren – sollen stattfinden. Organisationsleiter Marcus J. Böhlich gegenüber float: „Wir würden gern am 31. Mai den Capitell-Cup rund Helgoland segeln und am 1. Juni zum Pantaenius Rund Skagen Race starten.“
Nun kam endlich die Entscheidung: Das Rund Skagen Race findet statt, startet aber nicht auf Helgoland, sondern in Cuxhaven. Denn der Hafen von Helgoland ist noch für Sportboote gesperrt. Da vor Cuxhaven angeschossen wird, ist die Strecke um ganz Dänemark 545 Seemeilen lang und damit um 30 Seemeilen länger.
Ein weiteres Zugeständnis an die aktuelle Corona-lastige Lage und zum Schutz vor möglichen Infektionen ist, dass die Langstrecke ausschließlich als Double-Hand-Regatta, sprich mit zwei Seglern pro Boot, gesegelt werden darf.
Bisher sind nur Zweier-Crews erlaubt

Der Wunsch von Wettfahrtleiter Böhlich, dass Regelungen getroffen werden, die es erlauben, größere als Zwei-Personen-Crews an Bord zu haben, hat sich damit nicht erfüllt. Die Zustimmung der dänischen Behörden dagegen sei zwar wünschenswert, aber nicht nötig: Bei planmäßigem Verlauf des Rennens geht ohnehin niemand in Dänemark an Land.
Warnemünde und Travemünde fallen aus
Andere große Regatten sind konsequent aufs nächste Jahr „verschoben“ worden, fallen also ersatzlos aus. Das betrifft zum Beispiel die Internationale Bodenseewoche (jetzt: 27. – 30. Mai 2021), die Rheinwoche (21. – 24. Mai 2021), die Warnemünder Woche (3. – 11. Juli 2021) und die Travemünder Woche (23. Juli – 01. August 2021).
Diese Ausfälle reflektieren die Tragödie moderner Sportevents: Zu sehr sind diese Veranstaltungen, und damit auch überregionale Regattawochen, auf Sponsoren und Gewerbeeinnahmen und folglich auf ein großes Publikum angewiesen.
Kieler Woche schlägt anderen Kurs ein
Einen anderen Weg geht die Kieler Woche, die als größte Regatta der Welt gilt. Sie findet traditionell in der letzten vollständigen Woche im Juni statt. Zum ersten Mal in der 70jährigen Geschichte des Sportereignisses hat man es nun in den Spätsommer (5.-13. September) verlegt.

Aber auch dann wird die Kieler Woche nicht mehr die Alte sein, erklärt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer: „Das Infektionsrisiko ist bei einem so ausgelassenen Fest auch im September noch zu hoch.“ Deshalb gehe man „back to the basics“ und werde den Sport wieder in den Fokus rücken.
Kämpfer: „Wir machen Segeln plus X.“ Mit anderen Worten: Ein Rahmenprogramm könnte stattfinden, aber vorläufig lässt man sich alle Optionen offen. Der Leiter des städtischen Kieler Woche-Büros, Philip Dornberger, arbeitet an einem „dynamischen Konzept für eine etwas andere Kieler Woche.“ Die veranstaltenden Segelvereine, federführend der Kieler Yacht-Club, stehen vor einer großen Herausforderung. Hierzu Regattachef Dirk Ramhorst im Interview mit float.