Die gute Nachricht zuerst: Die boot Düsseldorf 2021 wird Mitte Januar 2021 wie geplant stattfinden – wenn die augenblickliche Rosskur des zweiten Lockdowns erfolgreich ist. Bei der virtuellen Pressekonferenz der weltgrößten Bootsmesse heute Vormittag präsentierte die Messe das aktuelle Konzept für 2021. Projektleiter Petros Michelidakis zeigte sich dabei so optimistisch wie im Gespräch mit float vor wenigen Tagen: „Wir tun alles, um die Messe möglich zu machen“.
Gesicht zeigen für die boot
Beeindruckend ist, wer bei der Präsentation dabei war. Nahezu alle großen Namen der europäischen Bootshersteller und Branchenvertreter stärkten der Crew der boot Düsseldorf in dem auf zweieinhalb Stunden angesetzten Video-Call den Rücken. Die Chefs von Hanse Group, Bavaria und Beneteau zeigten hier ebenso Gesicht wie das live zugeschaltete Top-Management von Edelyacht-Produzenten wie Ferretti, Princess und Azimut Benetti. Auch die über den Screen ausgesprochene Einladung des neuen Bürgermeisters von Düsseldorf, Stephan Keller, zeigte, dass die Bootsmesse einen hohen Stellenwert in der Politik hat.
Die zweite, spannende Nachricht: Wir müssen noch warten. Jetzt gelte es, „die Situation Woche für Woche zu bewerten“, so der Projektleiter. „Unsere Regierung glaubt, und auch wir glauben, dass die Einschränkungen die Zahl der Infektionen auf ein Niveau senken wird, auf dem Messen mit einem genehmigten Hygienekonzept durchgeführt werden können. Deshalb halten wir an der boot Düsseldorf im Januar fest.“
Endgültige Entscheidung Anfang Dezember
Praktisch gesprochen, so Petros Michelidakis: „Die Zeit erlaubt es uns noch, die gesamte Situation Ende November neu zu bewerten und alle weiteren Maßnahmen in der ersten Dezemberwoche anzukündigen.“ Diese Woche ist entscheidend, da die großen Yachten – „und wir erwarten einige in der 100-Fuß-Kategorie“ – für ihre Reise nach Düsseldorf an mehreren Stellen im Mittelmeer verladen werden müssen. Auf dem Wasserweg kommen diese Schiffe über den Rhein direkt zum Messegelände.

„Haben Sie also bitte Geduld und warten Sie auf neue Ankündigungen in der ersten Dezemberwoche“, beendete Petros Michelidakis seinen Ausblick auf den aktuellen Stand der Dinge. Die Sicherheit der Besucher und Aussteller habe dabei die oberste Priorität. 600 zusätzlich eingestellte „Protection Guides“ sollen für die Einhaltung der Hygieneregeln sorgen. Für einen schönen Vergleich angesichts der Herausforderungen hatte Michelidakis auch noch Zeit: „Die Spartaner waren 300 beim Kampf gegen die Perser.“ Halb so viele wie das geplante Helfer-Heer der boot 2021.
Buchungsstand „sehr gut“
Die Belegung der Hallen ist nach Aussage der Messegesellschaft sehr gut. Beim float-Podcast vor zwei Wochen sprach Petros Michelidakis von einem Buchungsstand bei den Booten auf dem Niveau von 2019. Die guten Nachrichten, die die Werftchefs in ihren Video-Statements mitbrachten, klingen nach der Fortsetzung des augenblicklichen Booms der Bootsbranche trotz schwieriger Monate wegen der Corona-Pandemie.
Der Gang durch die Hallen 1, 3, 4 bis 7 sowie durch die Hallen 9 und 10 und 15 bis 17 lese sich – trotz der schwierigen Situation – wie ein „Walk of Fame“ der internationalen Boots- und Motorenindustrie. Konzeptionell fast unverändert soll die kommende boot Düsseldorf das neue, 2019 erstmals gezeigte Konzept bieten.
Das Konzept steht
Für Segler sind die Hallen 15 bis 17 interessant. Angekündigt haben sich beispielsweise Bavaria, Bénéteau, CNB, Dufour, Elan, Fountaine Pajot, Hallberg-Rassy, Hanse, Nautor Swan, Sirena und Solaris, um ihre neuesten Modelle zu zeigen.

Die Halle 6 soll, wenn die großen Schiffe denn rechtzeitig kommen, ein „fast vollständiges Angebot“ an Herstellern von Luxusyachten bieten. Lange war dies das Herzstück der Messe und die Lieblingshalle der TV-Teams. Nach Yachtdesign, Maritime Kunst und Surfen in den Hallen 7 und 8 folgen in den Hallen 9 RIBs, Tender und Schlauchboote, in Halle 10 Motoren aller Art. Auch die Elektrofraktion ist hier vertreten.
Die Tauchbranche, die sehr unter Reisebeschränkungen leidet, präsentiert sich in den Hallen 11 und 12. Hier steht auch der neue Tauchturm. In Halle 13 und 14 sind die Charterunternehmen platziert. Das Programm der Aktionsbühnen soll gestreamt werden. Darunter sind auch die Programme „Start Boating“ und „Start Sailing“ in Halle 15.
Dem Januar-Termin steht rechtlich nichts im Weg
Rechtlich ist die Lage eindeutig: Vom augenblicklichen „Shutdown light“ im November sind auch Messen betroffen – so die seit 2. November 2020 geltende Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen. Dort heißt es: „Messen, Ausstellungen, Jahrmärkte … und ähnliche Veranstaltungen sind bis zum 30. November 2020 unzulässig.“ Dann werden die Karten neu gemischt.
„Messen werden nicht als Großveranstaltungen wie Konzerte oder Fußballspiele betrachtet“, erklärt das Landesministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie auf Anfrage von float. „Darauf hatte sich die Ministerpräsidentenkonferenz schon im Mai verständigt und damit den Weg frei gemacht für Öffnungsoptionen unter strengen Hygiene- und Sicherheitsauflagen“, so Pressesprecherin Rabea Ottenhues.
Michael Müller, Chef von Bavaria Yachts, erklärte im Gespräch, warum Bootsmessen sich durch rein digitale Formate nicht ersetzen lassen: „Wir müssen eine Anziehungskraft auf unsere Kunden ausüben, und die Kunden müssen das Produkt sehen. Das Boot live zu erleben ist Teil einer langfristigen Verkaufsstrategie.“
Caravan-Salon als erfolgreicher Probelauf
Nordrhein-Westfalen war das erste Bundesland, das schon Ende Mai wieder Messen unter entsprechenden Auflagen in seiner Coronaschutzverordnung erlaubt hat. Mit dieser Erlaubnis erprobte die Messe Düsseldorf ein aufwändiges Sicherheitskonzept im Spätsommer. „Unter den 107.000 Besuchern des Caravan-Salons ging nicht eine Infektion aus“, so Petros Michelidakis im float-Podcast.

Dem stimmt auch die Ministerialsprecherin zu: „Der Caravan Salon in Düsseldorf im September war die erste große Messeveranstaltung in Deutschland, die gezeigt hat, dass Messeveranstaltungen auch unter solchen Bedingungen sicher und erfolgreich durchführbar sind.“
Wie mit Messen umgegangen wird, die im neuen Jahr stattfinden? „Aktuell gehen wir davon aus, dass nach dem Shutdown „light“ im November die für die Wirtschaft so wichtigen Messeveranstaltungen mit entsprechenden Hygiene- und Sicherheitskonzepten wieder möglich sind“, so Ottenhues. Und fügt hinzu: „Dies hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab.“